Remote Work? Ja! Aber wie ?

Arnold Redhammer | 04.October 2020

Artikelinhalt


Eins sei gleich vorweg genommen, klassisches Homeoffice hat Vor-, aber auch Nachteile. Dies wird ein Versuch das etwas aufzuschlüsseln und einen Überblick zu geben wann "Homeoffice" Sinn machen könnte und wann es eher problematisch ist.

DIE 3 UNTERSCHIEDLICHEN ARTEN VON REMOTE WORK

Starten wir mit den Grundlagen bzw. einer dringend notwendigen Begriffsklärung.
„Remote Work“ ist ein übergeordneter Gattungsbegriff, der im Grunde nur besagt dass nicht alle am gleichen Standort arbeiten.
Dies wiederum können wir in drei Unterschiedliche Kategorien aufteilen:

  • Homeoffice: arbeiten von Zuhause
  • Verteilte Teams: verteilt über mehrere feste Standorte
  • Mobile Arbeit: ständig wechselnde Standorte

Klassisches Homeoffice, wird in unseren Breiten gerne als Belohnung und mehr und mehr als Employer-Branding-Maßnahme eingesetzt. Dem Mitarbeiter wird 1-2 Tage pro Woche gewährt, an denen von zuhause aus gearbeitet werden darf. So ein Fall stellt Unternehmen vor völlig andere Herausforderungen, als dies bisher der Fall war und dabei reden wir noch nicht einmal davon, ein Remote Team zu führen, welches dauerhaft dezentral arbeitet. Doch mehr dazu später.

WAS BEDEUTET KLASSICHE BÜROARBEIT HEUTE

Ein "modernes" Büro ist eine Defokussierungsmaschine. 15 Minuten hier, 10 Minuten dort, 20 hier und 5 dort. Eine schnelle Telefonkonferenz, eine Besprechung, eine Telefonkonferenz, noch eine Besprechung, schnell eine nicht geplante Besprechung zwischendurch, eine weitere Besprechung. Oft ein Sammelsurium an institutionalisierten unnötigen Unterbrechungen. Wichtig für die meisten Chefs ist, dass man ausgelastet ist und vor allem anwesend.

Wer kreativ und konzeptionell arbeiten möchte, hat in so einem Setting schlicht keine Chance.

NEW WORK UND REMOTE WORK

Clevere Unternehmen haben erkannt, dass ohne kreative Ideen und Konzepte keine Weiterentwicklung möglich ist und stellen ihre Arbeitswelt deshalb um - bis hin zu „Remote by default“
Beispiele gibt es, wie immer bei neuen Trends, vor allem, in der erfolgreichen Tech-Startup-Szene (Basecamp, Automattic, Buffer, Mozilla ,Zapier...), aber auch mit dem (konservativen?) belgischen Sozialministerium!
Die Behörde sieht das orts- und zeitungebundene arbeiten seiner Mitarbeiter als zentrale Komponente, für jährlich 10 Mio. Euro Einsparungen und gleichzeitig 50 % effektiveres agieren. Wenn das nicht verlockend klingt?

New Work geht darüber hinaus üblicherweise mit einer agilen Unternehmenskultur Hand in Hand und hat schon einige äußerst erfolgreiche Unternehmen hervor gebracht.
Agil organisierten Unternehmen die mit agilen Frameworks wie OKR oder Flight Levels arbeiten fällt es wesentlich einfacher sich auch auf Remote-Work Konzepte einzulassen. Warum liegt auf der Hand. Agiles Management fördert grundsätzlich die Eigenverantwortung und die üblicherweise mit einer starken Vision und unternehmensweit bekannten strategischen Zielen ausgestatteten Mitarbeiter, wissen auch weit entfernt von der Zentrale, was, warum zu tun ist.

Das bringt uns wieder zurück zum anfänglichen Thema. Für erfolgreiches Remote arbeiten benötigt es den richtigen Rahmen, welcher üblicherweise mit einer aussagekräftigen, Identität stiftenden Vision beginnt, und mit den richtigen Strategien und einem agilen Managementsystem in Form gebracht wird.

Einen Überblick zu sich in der Praxis bewährten Regeln für ein erfolgreiches Remote-Work Erlebnis wird, aus Gründen der Übersichtlichkeit, Inhalt eines eigenen Beitrags werden.

FAZIT

Remote-Work und somit auch Homeoffice ist heute in einem modernen Unternehmen schlicht nicht mehr weg zu denken.
Grundsätzlich ist jedoch ebenso fest zu halten dass Remote-Work nicht in allen Bereichen möglich sein wird. Überwiegend finden wir diese Form der Arbeit in den klassischen Bereichen der Denkarbeit. Wer mit Remote-Work erfolgreich sein will, kommt an klaren zu definierenden Regeln unter keinen Umständen vorbei.
Persönliche Treffen bzw. koordinierte Anwesenheit bringt weiterhin einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert wir raten zu regelmäßigen Treffen, selbst wenn es für die eigentliche Tätigkeit nicht notwendig scheint. Auch hier ist eine gute Mischung auschlaggebend, die von unterschiedlichen Faktoren (z.B. Distanz) beeinflusst wird.

NOCH EINIGE WISSENSXHAFTLICHE FAKTEN ZU HOMEOFFICE

  • Zeitersparnis durch Wegfall der Anfahrt
  • verbessertes Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Privatleben
  • ruhigerer Arbeitsort
  • erhöhte Produktivität

zusätzliche Vorteile Arbeitgeber

  • Steigerung der Attraktivität des Arbeitgeber
  • Optimierung der Büroflächennutzung

Doch wo Licht, da ist immer auch Schatten, welcher sich im Fall von Homeoffice oft dadurch äußert, dass schlicht

  • manche Tätigkeiten von Zuhause aus nicht möglich sind
  • die Zusammenarbeit mit Kolleg:Innen mitunter schwierig ist
  • die Trennung von Arbeits- und Privatleben durchaus zum Problem werden kann

Einige Remote-Work Herausforderungen

Als besonders frustrierend gilt für Mitarbeiter im Homeoffice eine nicht geeignete digitale Infrastruktur . Unterschiedliche Studien zeigen, dass Beschäftigte 30-45 Minuten pro Woche länger arbeiten, wenn moderne digitale Technologie zur Verfügung steht.

Arbeitgeber haben außerdem, und wohl nicht ganz zu unrecht, Bedenken zum Datenschutz wenn zuhause gearbeitet wird und wie sollte es bei angestaubter tayloristischer Unternehmensführung anders sein, Schwierigkeiten mit Führung und Kontrolle.

Dass Beschäftigte, die gerne im Homeoffice arbeiten würden, denen diese Möglichkeit jedoch nicht geboten wird, wesentlich unzufriedenere Mitarbeiter sind, ist ebenso keine große Überraschung. Vor allem, wenn andere Mitarbeitern dieses Recht sehr wohl zugestanden wird.

Grundlagen für diesen Artikel: Studie(2016/2017) vom Institut für Arbeitsmarktforschung (IAB), der Universität Köln der Universität Tübingen und dem Centre of European Economic Research unter Arbeitgebern und Arbeitnehmern Umfrage des Institut für Arbeitsmarktforschung (IAB 2020) Studie von Forscherinnen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) und des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung (2021)




Links zum Artikel

NEW WORK - zukunftsinstitut.de
Studien zum Thema - EIPA


VORHERIGER ARTIKEL

NÄCHSTER ARTIKEL